Hessischer Rundfunk besucht Bürgerinitiative

Radio-Reporterin interviewt Vorstandsmitglieder der BI WEA Unterer Fuldagrund

Die hr4-Reporterin Stephanie Mosler ist am Montag im unteren Fuldagrund unterwegs gewesen, um sich von den Vorstandsmitgliedern der „BI WEA Unterer Fuldagrund“ Hans Kraft und Hans-Jürgen Schäfer zum Thema „Ein Windpark reicht – Keine Windenergieanlagen auf dem Lochberg“ zu informieren.

Hans Kraft führte aus, dass die Stadt Schlitz in Sachen WEA unbedingt eine Verspargelung der Landschaft mit Windrädern vermeiden wollte und bereits 2015 durch den städtischen FNP „Windpark Berngerode“ die Voraussetzung für den Bau von zwölf Windrädern geschaffen hat.
Da das Gebiet vom RP genehmigt wurde, ging man davon aus, in Sachen Windräder im Schlitzerland alles richtig gemacht zu haben, zumal die ausgewiesene Fläche die 2- Prozentvorgabe der Landesregierung erheblich übertraf! Doch dies war ein Trugschluss.
Beim Bau der Windräder im Windpark Berngerode gab es keinerlei Bürgerproteste. Denn man sah nach dem Atomausstieg in 2011 die Notwendigkeit regenerative Energiequellen zu erschließen und war bereit seinen Beitrag in Sachen WEA zu leisten.
Leider haben unsere gewählten Volksvertreter in der Regionalversammlung Mittelhessen diese Absicht konterkariert! Sie beschlossen im Regionalen Raumordnungsplan weitere Windvorranggebiete im Schlitzerland auszuweisen und somit der Verspargelung der Landschaft Vorschub zu leisten.
Die Einschränkung der Lebensqualität der Menschen war für diese Herrschaften offensichtlich kein Thema! Aus der Enttäuschung über die Politik und die Ausweisung eines Windvorranggebietes auf dem Lochberg gründete sich 2021 die Bürgerinitiative „BI WEA Unterer Fuldagrund“, welche über 300 Mitglieder zählt.
Unsere bisherigen Aktivitäten und Pressemitteilungen kann man auf unserer Homepage bi-unterer-fuldagrund.de nachlesen.
Zwischenzeitlich haben wir eine Resolution, welche sich gegen Windräder auf dem Lochberg ausspricht und von über 700 betroffenen Personen unterschrieben wurde, in Wiesbaden dem Umweltministerium und dem RP in Gießen überreicht. Bei den jeweiligen Treffen gab es längere Diskussionen aber sehr wenig Verständnis.
Dies wohl auch nur weil die Unterzeichner und -innen nicht gegen Windkraft sind, sondern die Ausweisung und den Bau von WEA in ihrer unmittelbaren Nachbarschaft sogar mitgetragen und toleriert haben. Erst als man von der Politik durch die Ausweisung von zusätzlichen Windvorrangflächen, hier unter anderem auf der anderen Seite der Fulda am Lochberg, getäuscht und enttäuscht wurde, setzte man sich zur Wehr!
Die Bürgerinitiative gegen Windräder auf dem Lochberg war die Folge. Durch die zusätzlichen Windräder auf dem Lochberg würde es zu einer teilweise Umzingelung der Dörfer unteren Fuldagrundes kommen. Die Windräder stünden vis à vis des „Windparks Berngerode“, exponiert auf einem landwirtschaftlich genutzten Bergrücken, 100 Meter oberhalb der Ortslagen.
Da die Mindestabstände von 600 Meter (Einzelgehöfte) und 1000 Meter (Ortsrand), wenn überhaupt, dann nur äußerst knapp, eingehalten werden, sind erhebliche Beeinträchtigungen für die Bewohner vorhersehbar! Zum einen bietet man Anreize, dass der ländliche Raum nicht überaltert und im Gegenzug lässt man eine derartige Konzentration von WEA zu, was die Lebensqualität verschlechtert und somit auch Zuzug verhindert und den Wegzug befeuert.
Die Folge ist eine Überalterung und ein Zerfall der Dörfer. Mein Appell an die Politik ist: Erkennt bitte die Leistung der Stadt Schlitz an, dass sie in kommunaler Selbstverwaltung einen so großen Windpark ausgewiesen und ins Leben gerufen hat und dabei die Akzeptanz der Bevölkerung hinter sich hat. Es geht hier auch darum die Akzeptanz der Bevölkerung in die Politik nicht gänzlich aufs Spiel zu setzen.
Auch ist hier die Erhaltung der Lebensqualität und die Gerechtigkeit ein hohes Gut, was auch für die Politik wichtig sein und beachtet werden sollte. Eine unserer Aktionen war eine systematische Begehung der Vorrangfläche am Lochberg in Bezug auf den Vogelschutz. Hier hat der Rotmilan sein Streif- und Brutgebiet. Der Horst ist bestätigt! Laut Beschluss vom Verwaltungsgericht Gießen, wurde die Genehmigung von drei WEA in Homberg aufgehoben, weil ein Verstoß gegen das Tötungsverbot in Bezug auf den Rotmilan vorliege.
Hier wird auf das sogenannte Helgoländer Papier hingewiesen, wo empfohlen wird, einen Mindestabstand von 1500 Metern zwischen Horst und WEA einzuhalten. Hierzu gibt es eine Besonderheit, dass bei zwei installierten Windkraftanlagen keine Umweltverträglichkeit vorgeschrieben ist. Im Umkehrschluss bedeutet dies, dass das Tötungsverbot in Bezug auf den Rotmilan nicht gilt und die Tötung der Rotmilane oder der Schwarzstörche durch zwei Windräder in Kauf genommen wird. Was haben wir für Gesetze?
Wir werden jedenfalls darauf drängen, dass es ein öffentliches Verfahren mit einer Umweltverträglichkeitsprüfung geben wird. Auch der Schwarzstorch zieht im Windvorranggebiet am Lochberg seine Kreise und hatte dort auch schon einen Horst errichtet. Dieser wurde auch dem Regierungspräsidium gemeldet. 14 Tage später war der Horst völlig verschwunden!? Aktuell wurde der Schwarzstorch wieder öfter im Vorranggebiet gesichtet. Ob er wieder einen Horst errichtet hat, ist anzunehmen aber noch nicht bekannt.
Die Grünenpolitikerin und stellvertretenden Ministerpräsidentin von NRW Mona Neubauer hat bei Lanz im Fernsehen gesagt, dass sie für die Errichtung von WEA im Einklang mit der Bevölkerung vor Ort ist. Ich denke, dass das so mit dem Windpark Berngerode vorgelebt wurde und man jetzt von Seiten der Politik das Gegenteil davon macht, indem man gegen die Bevölkerung vor Ort entscheidet.
BI-Vorstandmitglied Bürgermeister a.D. Hans-Jürgen Schäfer wies darauf hin, dass das Thema „Windkraftanlagen auf dem Lochberg“ zwei Aspekte habe. Der eine sei vergangenheitsbezogen. Dabei gehe es um die Ausweisung der Vorrangfläche auf dem Lochberg, die entgegen anderer Absprachen vom RP in den Regionalplan aufgenommen worden sei. In der ersten Fassung war diese Vorrangfläche nämlich nicht enthalten, erst in der zweiten, wobei man die Bedenken der Stadt nicht ausreichend gewürdigt habe.
Der zweite Aspekt sei, dass mit dem Bau der Windkraftanlagen auf dem Lochberg die Dörfer des unteren Fuldagrunds von Windkraftanlagen umzingelt seien. Das sei nicht hinnehmbar. Zumal auch in der unmittelbaren Nachbarschaft, die zum Regierungsbezirk Kassel gehört, Windkraftanlagen geplant seien. Schäfer betonte noch einmal, dass die Stadt Schlitz mit der Ausweisung und Verwirklichung des Windparks Berngerod einen weitaus größeren Beitrag als vom Land gefordert geleistet habe.
BI WEA Unterer Fuldagrund