Sonntäglicher Spaziergang durch die Wälder

BI ermittelt hohes avifaunistisches Habitatpotential und potenzielle Fledermausvorkommen

Vergangenen Sonntag hatten Mitglieder*innen und Freunde der BI Unterer Fuldagrund im Einwirkungsbereich des geplanten „Windparks Rimbach“ (Vorranggebiet 5410) die Waldbestände auf vorhandene große Vogelnester und Horste untersucht. Das Ergebnis war lt. Aussage des Vorsitzenden der BI, Hans Kraft, ein voller Erfolg.

Nach einer kurzen Einweisung und der Aushändigung des Kartenmaterials durchstreiften 41 Naturfreunde im Alter zwischen 20 und 77 Jahren , ausgestattet mit Smartphone oder GPS-Gerät, den heimischen Wald. Unter weitestgehender Ausnutzung von Forstwirtschaftswegen, Rückegassen und Gliederungs -schneisen hielten die Kartierer Ausschau nach großen Vogelnestern mit Schwerpunkt von Milan, Bussard, Habicht, Falke und Schwarzstorch.

Während die Suche in den winterkahlen Altbeständen von Eiche, Buche und Lärche relativ über- schaubar war, musste bei den Kiefern und Fichten etwas genauer, z. T. mithilfe von Ferngläsern, hingeschaut werden. Wurde ein Nest entdeckt, wurde der Standort des Baumes mittels GPS-Koordinaten ermittelt und notiert.

Die Standortkoordinaten werden nach erfolgter Plausibilitätskontrolle den Waldeigentümern mitgeteilt, damit diese die lt. Bundesnaturschutzgesetz geschützten Horstbäume markieren und bei ihren Forstarbeiten angemessen berücksichtigen können. Das Suchareal umfasste ca. 2,1 qkm. Es wurde unter Berücksichtigung der von den Staatl. Vogel- schutzwarten herausgegebenen Mindestabständen von Windrädern zu Greifvogelhorsten (1-1,2 km) festgelegt.

Angesichts der Tatsache, dass nicht alle Teile des Suchkreises erkundet wurden und mit Sicherheit auch das ein oder andere Großnest von den  ehrenamtlichen Kartieren nicht gefunden wurde, ist das Ergebnis von 33 Horstbäumen sehr ermutigend. Es beweist, dass das Lochberggebiet ein von Großvögeln stark frequentiertes Gebiet mit  hohem Habitats Potenzial  ist.

Die von der Bevölkerung während der Vegetationszeit beobachteten regelmäßigen Flugbewegungen der Greifvögel im Lochberg- und im angrenzenden FFH-Fuldaauen-Gebiet bestätigen diese Feststellung. Es ist mehr als zweifelhaft, dass diese Tatsachen  im Rahmen der Festsetzung des Vorranggebietes 5410 seinerzeit von dem Regierungspräsidium Gießen sachgemäß abgewogen wurden!

Neben den mit Nestern besetzten Bäumen ist augenfällig, dass besonders der Rimbacher Teil des Lochbergwaldes  über ein hohes Altholzpotenzial mit Spechtbruthöhlen, abgebrochenen Altbuchen mit Aufrißspalten, Fäulnislöchern und Blitzrissen etc. verfügt – bevorzugte Habitate von Fledermäusen. Da Fledermäuse ihre Lebensstätten nicht selbst bauen können, sind dies ideale Tagesruhe-, Geburts- und Aufzucht-Plätze für die baumbewohnenden Fledermausarten wie bspw. die streng geschützte Mopsfledermaus.

Aufgrund der angetroffenen Waldstrukturen und der Ausstattung mit potenziellen Habitats Bäumen ist es sehr wahrscheinlich, dass in unmittelbarer Nähe des geplanten Windparkgebietes Fledermaus-Populationen vorhanden sind. Deren Nachweis kann jedoch nicht von der BI geleistet werden – hier ist die Genehmigungsbehörde (RP Gießen) gefordert, wenn sie ihren rechtlichen Auftrag einer nachvollziehbaren, sachgerechten Rechtsgüterabwägung ernst nimmt.

Laut einhelliger Meinung der Teilnehmer*innen war der Waldspaziergang, in der von Corona geprägten Zeit, eine nette Abwechslung, die hoffentlich Nachahmer finden wird. Sollten dabei interessante Beobachtungen gemacht werden, bittet der Vorstand der BI um Benachrichtigung.

BI Unterer Fuldagrund